JOELLE TUMASOV – EINE KURZE ERZÄHLUNG

Das Schloss

Ich besu­che Artur im Schloss.
Er und Basti und ich sit­zen in der Küche und Wor­te von Schmerz strö­men aus mir.
Ich erzäh­le von die­sem Kon­flikt, den ich in mir tra­ge, kla­rer erschien es mir nie, von Leben und Kunst. Ich sehe mich als Rei­sen­der. Und trotz­dem fühlt sich die Kunst als etwas Unleug­ba­res an, ein Zei­chen, dass mir von Geburt an auf die Stirn gebrannt wür­de. Die Kunst ist wie ein maß­ge­schnei­der­ter Anzug. Ich kann ihn nicht able­gen und doch wünsch­te ich mir, von Zeit zu Zeit, es wäre nicht so. Dass mir Alles frei stün­de.
Wir reden über Schick­sal.
Ich ken­ne all die Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen. 
Artur sagt, ich soll das I‑Ching befra­gen (welch ein merk­wür­di­ges Zusam­men­kom­men die­ser alten chi­ne­si­schen Kul­tur, die ich schon vor Jah­ren vor mei­nem Freun­den anpries, ohne wirk­lich die Aus­ma­ße zu erken­nen). Beim I‑Ching wirft man drei Mün­zen sechs Mal. Die Strich-Kom­bi­na­ti­on ergibt eines von 64 Zei­chen. Am letz­ten Tag im Schloss beschlie­ße ich das I‑Ching nach der Fra­ge mit der Kunst und was ich damit anfan­gen soll, zu befra­gen.
Es erscheint das Zei­chen des Wanderers.

Reisenotizbuch Einband / travel notebook cover
Rei­se­no­tiz­buch Ein­band / tra­vel note­book cover

Der Jakobs­weg und die Villa

Also lau­fe ich einen Monat mit Artur und Joscha den Jakobs­weg. Von Ful­da nach Straß­bourg, von da noch ein wenig wei­ter sind die Vos­ge­sen, wo Fau­co­gney-et-la-mer liegt.

Fau­co­gney, ich tre­te aus der Tür, der Teu­fel lacht mich an, durch Stra­ßen die nachts ver­las­se­nen Wil­den Western glei­chen, links der Brun­nen, Was­ser in Mund und auf Haupt und Haar, wei­ter die Kir­che des hei­li­gen Georg.

Der hei­li­ge Georg ist der Dra­chen­be­zwin­ger, er bezwingt in Glas und Gemäl­de, ein Schnitt hat den Dra­chen beschä­digt. Täg­lich scheint das Licht auf neue Sta­tu­en, mich wun­dert, dass ich nach 4 Wochen immer noch nicht Alles in der Kir­che gese­hen habe. Auch ist sie die Erste auf Rei­sen, die immer offen ist.

Vose­gus, auch Vase­gus, Vosa­gus, Vosa­ci­us, war ein kel­ti­scher Gott dess Wal­des. Vose­gus gilt als Namens­ur­sprung der Voge­sen (fran­zö­sisch Vos­ges), der Name die­ser Ber­ge und Wäl­der, in denen ich mich jeden Tag ver­ir­re. Frü­her sol­len die Dör­fer unter Was­ser gestan­den haben, sodass man über­all Flüs­se, Bäche, flie­ßen­des Was­ser fin­det. Die Wege haben die Ange­wohn­heit in wil­der Natur zu enden und da ich wie Vie­le nicht ger­ne den­sel­ben Weg zurück­ge­he, sehe ich mich oft Abhän­ge hoch­klet­tern, die Hän­de in Erde, Sträu­cher unter Hit­ze durch­que­ren, den Weg auf­wärts zu suchend, der Form der Ber­ge fol­gend, bis die hei­li­ge Not­re-Dame, die doch in Paris ste­hen müss­te, vor mei­nen Augen erscheint.

Ein Kaf­fee­haus „Le bon coin“ erin­nert mich an Hal­le, wo ich Sams­tags zur Jam-Ses­si­on sit­ze und sehr deut­schen Kaf­fee trin­ke. Ich bestel­le stolz mei­nen Kaf­fee auf Fran­zö­sisch, was unnö­tig ist, denn die Besit­zer sind Schwei­zer.

Ste­tig, ste­tig in Bewe­gung bleiben.

Events night the moon again
Events day the sun again
All from the begin­ning again

Reflec­tions on the sur­face of an Easter moon

Life is imper­ma­nent
And all chan­ges
But I’ve seen things

I remem­ber
I am a woman of the forest
Spi­ders are ever­y­whe­re they spin their beau­tiful ter­ri­fy­ing net of geo­me­try
I remem­ber how is it 
Clear of mind
Loo­king at things
As they are. 
All is illu­si­on
Beau­tiful illu­si­on any­ways.
I have seen that I am of an ani­mal body
That desi­res of streng­thening like 
The faces of explo­ding cells
That my feet know
Whe­re they can land 
In heights and depths of forest ground.

(Extra­ct from tra­vel poetry)

Ste­tig in Bewe­gung, Wie auf Reisen.

Rei­se­no­tiz­buch Innenansicht/ Tra­vel note­book (160 x 250 mm)

I wri­te down the fol­lo­wing prin­ci­ples, I have lear­ned on tra­vels:


Embrace the cha­os, but honor the places

Honor the simp­le plea­su­res of life
Desi­re and hol­ding back, three times you say no, when you pass on some­thing the pri­ce will come to you in gre­at num­bers
Rea­li­ty is always the­re to remind you of the sto­ry being told
All is illu­si­ons any­ways
Pre­ser­ver­ance fur­thers
Embrace weird­ness and mad­ness – The dose makes the posi­on
If you wish for some­thing it is alre­a­dy fulfilled

Work pro­cess

I type poet­ry into the note app of my pho­ne. For dra­wing I car­ry a note­book and fold­ed papers (390 x 660 mm). The paper is fold­ed in a way, that I can recom­bi­ne com­po­si­ti­ons.

In the resi­den­cy I con­ti­n­ue the dra­wings, remem­be­ring tales from the tra­vel and loo­king at sket­ches in my note­book. For the Ver­nis­sa­ge I copy the dra­wings on DinA4 pages, print the poet­ry on trans­pa­rent paper and sew it all tog­e­ther into a long paper scroll. The print is made so that the rea­der starts with the scroll, turns it and ends on the backside of the sheet whe­re he started.

Aus­schnit­te Ori­gi­nal­zeich­nun­gen der gefal­te­ten Blätter/ Extra­ct of the fold­ed paper with dra­wings (390 x 660 cm)

28. Mai 2022